Bruce H. Lipton, Ph. D., berichtet über die köperlichen Auswirkung von Angst  in seinem Buch "Intelligente Zellen"...

Die Biologie der Selbstverteidigung

„In mehrzelligen Organismen wird das Wachstums- bzw. Schutzverhalten durch das Nervensystem gesteuert. Die Aufgabe des Nervensystems besteht darin, die Umweltreize wahrzunehmen, zu interpretieren und eine angemessene Verhaltensreaktion zu organisieren… .“
„Wenn das Nervensystem in seiner Umgebung eine Bedrohung wahrnimmt, alarmiert es die Zellgemeinschaft, um sie vor der Gefahr zu warnen.“

Der Körper besitzt zwei Schutzsysteme, die beide überlebenswichtig sind.
Das erste ist das System zum Schutz gegen äußere Gefahren – man nennt es HHN-Achse (die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse).
Wenn keine Gefahr droht, ist sie inaktiv und das Wachstum gedeiht.
Wenn der Hypothalamus jedoch eine äußere Gefahr wahrnimmt, sendet er durch die HHN-Achse ein Signal and die Hypophyse, die „Meister-Drüse“, in deren Verantwortung es liegt, die 50 Billionen von Zellen der Gemeinschaft in Bezug auf Gefahr hin zu organisieren.

Der Hypothalamus empfängt und erkennt Umweltsignale, während es die Aufgabe der Hypophyse ist, den Körper in Aktion zu versetzen. Sie reagiert auf die wahrgenommene Bedrohung, indem sie ein Signal an die Adrenalindrüsen sendet, das diese veranlasst, die „Flucht oder Kampf“-Reaktion des Körpers zu koordinieren.“

…“Wenn der Adrenalin-Alarm ausgelöst wurde, kontrahieren die Stresshormone die Blutgefäße im Verdauungstrakt, damit das nährende Blut bevorzugt die Arme und Beine versorgt, die uns aus der Gefahrenzone bringen können.

Normalerweise ist das Blut eher in den Eingeweiden konzentriert. Wenn es von dort in die Extremitäten geschickt wird, um eine Kampf- oder Fluchtreaktion zu unterstützen, werden die Wachstumsprozesse reduziert, denn ohne die entsprechende Blutversorgung können die Eingeweide nicht richtig funktionieren. Diese unterbrechen ihre lebenserhaltende Arbeit wie Verdauung, Absorption und Ausscheidung, die für das Wachstum der Zellen und für die Bildung von Energiereserven verantwortlich sind.
Die Stress-Reaktion behindert also die Wachstumsprozesse und das Überleben des Körpers, weil sie die Bildung lebenswichtiger Energiereserven stört.“

Das zweite Schutzsystem des Körpers ist das Immunsystem, welches uns vor Gefahren schützt, die unter unserer Haut stecken, z. B. hervorgerufen durch Bakterien und Viren. Wenn das Immunsystem mobilisiert wird, kann es eine Menge Körperenergie verbrauchen. Erinnern Sie sich nur daran, wie schwach Sie sich fühlen, wenn ihr Immunsystem gegen eine Erkältung ankämpft.

Wenn die HHN-Achse den Körper auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet, unterdrücken die Adrenalin-Hormone das Immunsystem des Körpers, um Energie zu sparen.

Warum unterdrückt das Adrenalinsystem das Immunsystem?

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in Afrika in Ihrem Zelt und leiden unter einer durchfallverursachenden Bakterieninfektion. Plötzlich hören Sie draußen das Knurren eines Löwen. Ihr Gehirn muss sich entscheiden, welches die größere Bedrohung ist. Es nützt Ihrem körper gar nichts, die Bakterien zu besiegen, wenn er in der Zwischenzeit von einem Löwen verspeist wird. Also unterbricht der Körper seinen Kampf gegen die Infektion, um seine Energie dafür einzusetzen, dem Löwen zu entkommen.
Eine sekundäre Folge der aktiven HHN-Achse ist also, dass sie unsere Fähigkeit der Krankheitsabwehr mindert.

Die Aktivierung der HHN-Achse schränkt auch unsere Fähigkeit klar zu denken ein.
Die Umsetzung von Information im Vorderhirn, dem Bereich der Vernunft und der Logik, ist sehr viel langsamer als die reflexhafte Aktivität des Hinterhirns. In einem Notfall kann eine möglichst schnelle Informationsverarbeitung möglicherweise  lebensrettend sein. Die Stresshormone verengen die Blutgefäße im Vorderhirn und reduzieren damit seine Funktionsfähigkeit.

Außerdem unterdrücken diese Hormone die Aktivität der vorderen Großhirnrinde, dem Zentrum des bewussten, willentlichen Handelns.

In einer Gefahrensituation unterstützt der Blutfluss u nd die Hormonwirkung die Aktivierung des Hinterhirns, aus dem die lebenserhaltenden Reflexe stammen, die unser Kampf- oder Fluchtverhalten am wirkungsvollsten steuern. Nun ist es zwar notwendig, dass die Stress-Signale das langsame bewusste Denken unterdrücken, um das Überleben zu sichern, das funktioniert aber nur um den Preis einer geminderten bewussten Wahrnehmung und einer reduzierten Intelligenz . (Takamatsu et al., 2003; Arnsten und Goldman-Rakic 1998; Goldstein et al., 1996).“

Lipton sagt: Angst bringt uns um

„Wenn man Angst hat, ist man einfach dümmer. Lehrer erleben das immer wieder bei Schülern mit Prüfungs-Angst.

In ihrer Panik können sie mit ihren zitternden Händen nicht die richtigen Antworten ankreuzen, weil sie keinen Zugang mehr zu der sorgfältig erlernten Information haben. Das HHN-System funktioniert wunderbar, wenn es darauf ankommt, mit akutem Stress umzugehen. Dieses Schutzsystem eignet sich jedoch nicht dazu, ständig aktiviert zu sein.

In der heutigen Welt bestehen die meisten unserer Stressfaktoren nicht aus akuten, konkreten Bedrohungen, die wir eindeutig identifizieren, auf die wir reagieren und dann abhaken könnten. Wir leiden ständig unter einer Vielzahl unlösbarer Sorgen in Bezug auf unser persönliches Leben, unsere Arbeit und unsere durch Kriege und Katastrophen geplagte globale Gemeinschaft. Solche Bedrohungen gefährden zwar nicht unser unmittelbares Überleben, aber sie aktivieren unsere HHN-Achse, was zu einem chronisch hohen Stresshormonspiegel führt.“

„Überprüfen Sie doch einmal selbst, welchen Einfluss Ihre Ängste und die daraus folgenden Schutzhaltungen auf Ihre Leben haben. Welche Ängste behindern Ihr Wachstum? Woher stammen diese Ängste? Sind sie nötig? Sind sie begründet? Bereichern sie Ihr Leben?